Zum Inhalt springen

Für uns solls rote Rosen regnen – 26.10.2015, Zwick Altona

Wir sind heute mal wieder in Hamburg unterwegs und direkt auf dem Hinweg bietet sich uns schon ein extrem seltenes Naturschauspiel: Trotz der herbstlichen Jahreszeit regnet es in Hamburg nicht – Verrückt. Der fehlende Niederschlag bleibt jedoch nicht die einzige Absonderlichkeit, die wir am heutigen Tage bestaunen dürfen. Da Philip zu faul ist, sein Schlagzeug ab- und auf- und wieder ab- und dann wieder aufzubauen, will er über das hauseigene Gerät vom Zwick spielen. Als wir dort ankommen, staunen wir nicht schlecht, als wir ebenjenes zum ersten Mal bewundern können. Die Bassdrum ist gefühlt halb so groß wie alles was wir bis dato kannten, dafür aber ungefähr doppelt so lang. Und irgendwie freischwebend. Zusätzlich zur Bassdrum sind die Beckenständer so montiert, dass Philip seine Becken dranhängen muss, anstatt sie wie gewöhnlich einfach draufzusetzen. Zusammen mit der an und für sich schon komischen Erscheinung von Philip ergibt sich ein sehr wildes Gesamtbild.

 

Genug Schlagzeug: Kommen wir zum Auftritt und so. Aber vorher kurz Soundcheck machen – kurz. Denkste. Als wir unsere Verstärker anwerfen, kommt nach 2 Sekunden auch schon ein zorniger alter Mann herbeigeflogen, der uns verbietet Krach zu machen, solange Fußball läuft. Voll gut, dass die Fernseher eh alle keinen Ton hatten. Außerdem sollen wir beim Banner aufhängen keine „baulichen Veränderungen vornehmen“ – is klar.

Wir spielen während des durch Fußball und alte Männer verzögerten Soundchecks so ziemlich alle Lieder, die wir spielen können und auch nicht können, während der arme Tonbursche verzweifelt und vergeblich versucht, die Anlage des Ladens zum laufen zu bekommen. Als uns keine Lieder mehr einfallen, drehen wir einfach unsere Monitore um, damit das jetzt schon verbrauchte Publikum wenigstens ein bisschen was vom Gesang mitbekommt. Jetzt aber zum Auftritt!

 

Omas ganzer Stolz, die Kapelle, mit der wir uns heute die heiligen Bretter teilen, legt gut vor. Solider Punkrock mit einigen sehr unvorhersehbaren Arrangements. Besonders hat uns das Stimmen der Gitarre mitten im Lied gefallen – musikalischer Hochgenuss für die ganze Familie. Inklusive Oma.
Freundlicherweise übernimmt Gitarrist Max auch direkt das Einspielen von Finns Gitarre und das Einschwitzen seines Gurtes, nachdem ihm seine eigenen Saiten zu doll durchgerissen waren. Man muss ihn dafür wirklich nochmal loben! Tolle Arbeit! So gut vorgefeuchtet war der Gurt vermutlich noch nie.

 

Nachdem wir uns mit unseren drei Biermarken Mut angetrunken haben, überstehen wir unser Set ohne größere Zwischenfälle – bis zum Rosenmann. Nach ungefähr 2/3 der Setlist betritt ein Rosenverkäufer in richtig klassischer „Du wolle Rose kaufe“-Manier die Kneipe. Das Publikum zögert nicht lange und schon bald schmücken Hendriks Gitarre und Finns Verstärker wunderschöne Rosen, bei deren Anblick jede Frau direkt vor Neid erblasst wäre. Außerdem wird für uns die Bühne in ein Blütenmeer verwandelt. Zusammen mit den Plastikkerzen kommt ein nicht ganz unerheblicher Haufen Romantik auf – wenn nicht sogar ein bisschen Erotik.

 

Als der Auftritt vorbei ist, trinken wir noch Bier bis wir rausgeworfen werden und finden uns anschließend im Manor Station Tonstudio wieder, wo wir im Suff ausversehen die nächsten drei Alben schreiben und aufnehmen. Leider hat die irgendwer wieder gelöscht. So kanns gehen.