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Geschichten aus dem Wilwarin-Wald und Gott ist ein Punk! – 03.06.2017, Ellerdorf Wilwarin Festival und Hamburg, Gott Sei Punk Festival

Es ist soweit! Die fünfte Jahreszeit hat begonnen – allerdings wird sie weder mit Alaaf noch mit Helau gefeiert, stattdessen reicht ein einfaches „Helgaaa!“ – Ihr wisst Bescheid, die Festivalsaison ist eröffnet! Und weil wir darauf nicht grade Unlust verspüren, haben wir heute direkt zwei Auftritte an Land gezogen. Aber damit nicht genug: Die werte Reisegruppe hat beschlossen, endlich der leidigen Multi-Kraftfahrzeugs-Fahrsituation ein Ende zu bereiten und so steht zum ersten Mal ein bandeigener Bus auf dem Hof. Zugegeben: Er ist zwar nicht mehr der Jüngste, hat dafür aber überall verblichene Sponsorenaufkleber vergangener Tage und stinkt schon jetzt leicht nach Bier. Also eigentlich, wie für uns geschmiedet. Zur Feier des Tages verbringt Hendrik den ganzen Morgen bei der Zulassungsstelle, um das gute Stück rechtzeitig legal auf die Straße zu bekommen.

Auf der heutigen To-Do-Liste stehen das „Wilwarin-Festival“ in Ellerdorf bei Kiel sowie das „Gott sei Punk-Festival“ auf dem Hamburger Kiez, im Grünspan und Indra. Da wir schon so früh beim Wilwarin aufschlagen müssen, treffen wir uns in aller Herrgottsfrühe zum üblichen Ladekrampf. Hierbei werden bereits erste Verstöße gegen die allseits bekannte Regelung „Kein Bier vor vier“ festgestellt. Irgendwo ist es halt immer nach vier.

In Ellerdorf angekommen, finden wir die Bühne erst nach langem Suchen, da das gesamte Festival förmlich in einen dichten, verworrenen Wald hineingebaut wurde. Überall gibt es versteckte Bühnen, Schaukeln, Bars und Skulpturen, die ein wenig bedrohlich wirken. Alles in allem aber sehr idyllisch und das Wetter spielt auch mit.

Pünktlich zum Anpfiff füllt sich der riesige Bühnenschuppen bis zum Bersten. Überrascht von dem Andrang, laufen wir zu Höchstleistungen auf und machen sogar ein paar Fehler weniger als üblich. Es sollen sogar Leute dort gewesen sein, die uns extra ein DMF-Schild gebastelt haben. Verrückt.

Nach unserem Auftritt gibt es noch einen kurzen Snack in Form eines Burger-Döner-Hybrids, dann geht es für die bunte Reisegruppe ab Richtung Hamburg!

Dort stellen wir schnell fest, dass auf der Großen Freiheit kein Durchkommen ist, weil schätzungsweise acht Millionen Punks auf der Straße ihr Unwesen treiben. Wir machen uns auf das Schlimmste gefasst (Zitat beliebiger Punk: „Wenn das Bier alle ist“) und erkunden erst einmal die Lage.

Das Indra ist bumsvoll, nicht einmal eine Ratte hätte hier gemütlich ihr Bier trinken können. Wir können deshalb auch nicht herausfinden, welche Band spielt.  Wir begeben uns also hinter die Bühnen und treffen dort auch direkt auf viele bekannte Gesichter.

Die alten Herren von Knup sind schon dabei, ihre Geigen auszupacken, Zaunpfahl verwickeln uns direkt in eine Runde Bier, während uns auch die Jungs von Exat über den Weg laufen. Radio Havanna und Rantanplan sind auch schon am Start. Na das kann ja heiter bis fröhlich werden!

Mit der Umbauzeit haben es sich die hiesigen Veranstalter recht leicht gemacht, sie beträgt nämlich null Minuten. Eigentlich ganz einfach: Je länger wir umbauen, desto weniger Zeit haben wir zum Spielen. Also schmeißen wir ohne Rücksicht auf Verluste unser Gerümpel auf die Bühne und legen auch direkt los. Soundchecks sind eh für Anfänger. Auf unser Banner verzichten wir zugunsten der Spielzeit ebenfalls und sagen einfach mehrfach nach jedem Lied, wer wir sind.

(Foto: Jasmin Reckers)

Selten so geschwitzt! Der ganze Club klebt und es regnet verschiedenste Flüssigkeiten (Bier, Schweiß, Eiter? Keine Ahnung!). Auch im Publikum gibt es viele bekannte Gesichter – es ist das reinste Familienfest! So kann die Festival-Saison weitergehen!

Nach dem Auftritt feiern wir noch zu Bands wie Terrorgruppe, Radio Havanna oder den Abstürzenden Brieftauben. Bei Zaunpfahl wird so abgerissen, dass es auch in unseren eigenen Reihen Verletzte zu beklagen gibt. Vor die Bühne hat mittlerweile auch jemand gekotzt, stört aber keinen.

Später am Abend wird im Beisein der Zaunpfahl-Menschen noch feierlich der Bus getauft. Per-Ole hat für die Zeremonie standesgemäß 3€-Champagner besorgt. Nach einer hitzigen Diskussionen ist auch der Name gefunden: Wir taufen ihn auf den Namen “Monsterbus Melissengeist“. Aufgrund der unpraktischen Länge des Namens darf er unter Alkoholeinfluss auch liebevoll Melissa genannt werden.

Der restliche Abend verschwimmt in einem alkoholgeschwängerten Nebel…