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Regen-Premiere im Bühnenboot – 28.07.2017, Bootshafensommer, Kiel

Heute steht eine Reise nach Kiel an! Da wollten wir schon immer mal spielen, denn es gibt Schiffe, und Seeluft und überhaupt. Da kommt uns der berühmte „Bootshafensommer“ natürlich wie gerufen. Schon nachmittags wagen wir bange Blicke in die Wetterprognose – der Wettergott wütet wild! Es regnet und stürmt und wirklich warm ist es auch nicht. Na dann hoffen wir mal das Beste, schließlich wollen wir ja Open Air spielen.

 

Kurz vor der Abfahrt ein Anruf: Per-Ole berichtet uns davon, dass er es nicht schafft, rechtzeitig am Proberaum zu sein, sodass wir den Verkaufsstand heute komplett alleine betreuen sollen. Klar, und am Mischpult und am Wurststand werden auch noch Leute gebraucht, während wir spielen. Wir sind mittelmäßig verzweifelt und rufen wahllos Leute in unseren Telefonbüchern an, die wir für auch nur in Ansätzen geeignet halten, 2 und 2 zusammenzuzählen. Da es aber noch hellichter Tag ist und normale Leute um diese Zeit arbeiten, zur Schule gehen, studieren oder einfach nur Playstation zocken, findet sich kein treuer Begleiter für unseren Weg.

 

Also zu fünft ab nach Kiel. Dort bietet sich uns ein interessantes Bild. Alte und junge Menschen sitzen Hand in Hand auf Stufen und lauschen den entspannten Klängen einer Akustik-Band, die auf einer mitten in einem künstlichen Teich schwimmenden Bühne einige Songs zum Besten gibt. Passanten essen ein Eis, bleiben kurz mit ihren Rossmann-Tüten stehen, plaudern angeregt auf den Bierbänken und sitzen zwischen Palmen und trinken einen Kaffee. Einige Kinder toben verspielt auf den Stufen vor der Bühne und eine Frau mit Blumen im Haar schwebt durch die Menschenmenge. Im Hintergrund glitzern Feen und Einhörner und schwängern die Luft mit Weihrauch und Rosenduft…

 

Gut, das mit den Einhörnern und Feen haben wir uns ausgedacht, aber der Rest stimmt soweit. Wir schauen uns an und fragen uns, ob wir uns verfahren haben oder ob wir hier richtig sind. Und was wir hier sollen. Wir suchen den Veranstalter, der uns freudig empfängt schleppen danach alles vom Parkplatz zur Bühne. Leider ein recht weiter Weg, da wir vergessen haben, unser Bandboot mitzubringen.

Als das erledigt ist, wollen wir unseren T-Shirt-Stand aufbauen, nur leider gibt es dafür nicht wirklich Platz. Wir kriegen eine kleine Ecke inmitten einer Mini-Bude zugewiesen, die hauptsächlich mit Bierkisten gefüllt ist, und versuchen, so gut es geht aufzubauen. Da unser Stamm-Mercher ja nicht dabei ist, gelingt das quasi nicht. Wir stellen alles wild auf und hoffen, das könnte gut aussehen. Von weitem denkt man aber eher, in dieser Bude gibt es original nachgebaute Kriegsschauplätze zu bestaunen. Während unseres Konzertes verkauft niemand.

 

Pünktlich zu unserem Soundcheck fängt das nahgelegene Meer an, sich direkt über uns zu ergießen. Es pladdert in Strömen, ausgerechnet als wir anfangen sollen. Damit gibt es heute Abend eine Premiere. Dies ist der erste Open-Air-DMF-Auftritt, bei dem es regnet. Die Musikfreunde aller Altersschichten sind aufgrund des unangenehmen Wetters nahezu verschwunden. Sie verstecken sich unter Sonnenschirmen, die zu Regenschirmen umfunktioniert wurden, oder unter dem Dach der Wurstbude. Und wir stehen 100 Meter entfernt auf der Bühne und fangen an, von „Sommer, Sonne, Bier“ und der „schönsten Zeit des Lebens“ zu singen. Dabei tun wir so, als wären tausend Leute vor der Bühne. Vermutlich wirkt das alles recht trostlos, aber wir haben Spaß.

 

Doch das Wetter wird besser und offensichtlich interessieren sich die ersten Leute für unser Gekrächze. Vielleicht hat es aber auch damit zu tun, dass das benachbarte Karstadt gerade Feierabend gemacht hat. Plötzlich wandern einige Gestalten über den Steg zu uns und fangen an zu pogen. Wir sind stolz und freuen uns. Manche davon können sogar unsere Lieder mitsingen. Unser Lied über Wochenendsäufer kündigt Simon damit an, dass wir ja auch einen Bildungsauftrag haben. Vor ihm stehen mehrere drei- bis fünfjährige Kinder. Wir glauben, wir treffen damit den Zahn der Zeit.

 

Nach unserem Auftritt, bei dem erstaunlicherweise niemand der wild Pogenden ins Wasser gestürzt ist, bauen wir schnell ab und fangen an, unseren Kram zu verkaufen. Leider kommt niemand zu unserem liebevoll gestalteten Stand. Also machen wir einen auf mobile CD-Verkäufer und unterwandern die Passanten. Auf diesem Wege werden wir doch noch einige Tonträger los und können gemütlich zurück nach Hause fahren. Wir sind schon um 23 Uhr wieder zuhause und haben alles im Proberaum verstaut. Auch das ist eine Premiere.