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Soll ick jetz den Knaller zünden? – 19.08.2017, Rock den Deich, Schwanewede

Es ist gar nicht lange her, da war noch Winter. Dann kam nach einem etwa dreitägigen Frühling der sogenannte „Sommer“, der laut Wikipedia in unserer Klimazone die wärmste Jahreszeit ist. Bei Wikipedia steht aber allerlei Quatsch, wie man weiß, und so sind wir uns auch bei dieser Definition nicht ganz sicher, ob sich nicht der Fehlerteufel eingeschlichen hat. Bisher gab es in diesem Sommer exakt zwei Stunden am 04. August warmes Wetter.

 

Jedenfalls ist der Festivalsommer schon fast wieder vorbei und wir haben nichts davon mitbekommen. Das ist für uns aber kein Problem, denken wir uns und wollen heute mal mit dem schönen Bandbus nach Schwanewede zotteln. Man hat uns auf das „Rock den Deich“-Festival eingeladen. Selbstverständlich haben wir vorher nicht geprobt (unser Geheimrezept für perfekte Auftritte), sodass wir das kurzfristig mittags nachholen, bevor wir den ganzen Krempel in den Monsterbus einräumen.
Heute darf Finn fahren. Wir finden zwar, dass er das mit seinen jungen Jahren schon ganz gut macht, aber Bennet bietet ohne einen bestimmten Grund eine Ausweichmöglichkeit an, in seinem Auto mitzufahren. Niemand will im Bus mitfahren. Es wird gelost.

 

 

Mitten auf der Autobahn kocht die Laune bei Petrus mal wieder ins Unermessliche, wie wir es ja in diesem Jahr schon gewohnt sind. Er zieht alle Register und prüft kurzerhand direkt über uns, wieviel Wasser er gleichzeitig aus dem Himmel auf die Erde schmeißen kann. Nach dem Superwetter in Kiel kommt langsam der Verdacht auf, dass wir es uns in irgendeiner Form mit ihm verscherzt haben.

Alles halb so schlimm: In Schwanewede scheint die Sonne und auf dem Platz vor der Bühne stehen gut und gerne 1000 Leute und lassen kühle Biere die Kehle runtergluckern. Das wollen wir auch! Nachdem die Backstagepässe abgeholt sind und wir uns ebenfalls dem Zapfhahn widmen möchten, beginnen unsere Augen zu leuchten. Kein Wort von Getränkemarken! Wir dürfen mehr als nur zwei Getränke trinken. Wir werden wie Menschen behandelt!

 

 

Der verfressene Teil der Band widmet sich jetzt dem umfangreichen Buffet, der Rest schaut sich schon mal ein paar Bands an. Außerdem steht ein Interview für den Facebookkanal an und auch der Weserkurier schaut vorbei und stellt intime Fragen.
Im Backstage laufen auffällig viele Feuerwehrleute rum. Wir fragen uns, ob die hier etwa Rammstein als geheimen Headliner gebucht haben oder ob die Feuerwehr nur Spaß daran hat, in ihren dicken Uniformen herumzulaufen. Als ob die gewusst haben, was wir heute planen, har, har, har!

 

 

Gegen 21 Uhr müssen wir uns vom Buffet lösen und rollen uns langsam auf die Bühne. Die Besuchermasse ist noch mal auf das Doppelte angewachsen und die Allermeisten scheinen sich sogar für uns zu interessieren! Na dann los!
Wir spielen eine Stunde und haben heute ganz besonders viel Spaß! Philip verliert nicht so oft seine Sticks, Finn zeigt seinen nackten Arsch und dann haben wir auch noch vom Rock im Moor vorletzte Woche ein paar Wasserbälle überbehalten, die wir übermütig ins Publikum pfeffern. Die Leute vor der Bühne feiern gut mit und sehen über unsere obligatorischen Fehler entspannt hinweg.

 

 

Beim letzten Lied „Sommer, Sonne, Bier“ kommt dann unser Highlight des Festivalsommers: Wir haben irgendwo (Ort ist der Redaktion bekannt) eine völlig verwahrloste, vor Angst zitternde Feuerwerksbatterie gefunden und sie adoptiert. Bei uns hatte sie es wirklich besser. Heute sind wir fest entschlossen, sie einzusetzen. Niemand kann uns stoppen! Da sie uns mehr oder weniger über den Weg gelaufen ist, können wir nicht sagen, ob das Ding manipuliert ist und was es kann, aber wir lassen uns nicht beirren.
Als die Feuerwehr entdeckt, was Per-Ole während des Auftritts da hinter der Bühne aufbaut, werden sofort jegliche Mannen von ihren Posten abgezogen und rund um den Brandstifter mit den wahnwitzig leuchtenden Augen aufgestellt, der gerade wild entschlossen mit einem Feuerzeug rumfuchtelt und zum abgesprochenen Zeitpunkt das Spektakel einläutet. Und alle so: aaaaaah und ooooh. Wir können das alles nicht sehen, aber es scheint zu funktionieren.

 

 

Nach der Show sollen wir am T-Shirt-Stand noch allerlei Dingen mit unserem Namen bekritzeln. Verrückterweise gibt es viele Menschen, die ein Foto mit uns Vögeln haben wollen. Wir sind nicht sicher, ob sie es brauchen, um dann jedes Mal herzlich zu lachen, wenn sie unser Foto an ihrem Kühlschrank hängen sehen, aber wir spielen das Spiel mal mit. Eine sehr elementare Frage des Publikums beschäftigt uns noch lange: Ist der Feldweg eigentlich drei Meter lang oder drei Meter breit.