Zum Inhalt springen

You´re my butterfly, sugar, baby! – 22.07.2017, Traffic Jam Open Air

Wo liegt eigentlich Dieburg? Der Diercke Weltatlas sagt, Dieburg liegt zwischen Aschaffenburg und Darmstadt – Südhessen also. Das wissen wir allerdings auch erst, seit wir für das Traffic Jam Open Air bestätigt wurden, was in selbiger Stadt beheimatet ist. Auf dem Programm stehen große Namen wie Sondaschule, Royal Republic, ZSK, Crazy Town – und eben Drei Meter Feldweg. Entsprechend herrscht  Vorfreude, obwohl wir uns quasi mitten in der Nacht zur Abfahrt treffen.

 

Um die Fahrt ein wenig nerviger zu gestalten, hat Bennet beschlossen, ein Megaphon mitzunehmen. Zu unserem Unmut hat das gute Stück einen dämlichen „Olé olé olé“-Modus, den wirklich keiner leiden kann. Außer Bennet halt. Apropos Olé: Per-Ole wird mal wieder irgendwo in Hannover eingesammelt, wo er abseits des glamourösen Bandmanager-Mercher-Organisator-Tourleiterlebens sein trostloses Dasein fristet. Aufgrund der fiesen Lautstärke des Megaphons finden wir uns auch relativ schnell am vereinbarten Treffpunkt und können weiterzotteln.

 

Das ungeschriebene Gesetz im Bus besagt: Der Beifahrer ist für die musikalische Gestaltung der jeweiligen Fahrt verantwortlich. Nachdem wir es geschafft haben, die Sprache des Radios von türkisch auf deutsch zu stellen, ist also Finn a.k.a. DJ Diesel in der Verantwortung. Er versorgt den Bus mit einem bunten Potpourri aus fieser Schreimusik, Straßenrap und 80er Klassikern. Das trifft allerdings nicht bei allen Mitfahrern auf volle Zustimmung.

 

Da wir in aller Herrgottsfrühe losgefahren sind, haben wir Per-Ole damit beauftragt, die Zutaten für ein schmackhaftes Frühstück zu besorgen und so machen wir am nächstbesten Rastplatz Halt und rasten erst einmal. Dort werden wir zum einen von einem hartnäckigen Schwarm Wespen terrorisiert, zum anderen müssen wir feststellen, dass durch Per-Oles immer aufringlicher werdender Pfeffi-Affinität auch eine Flasche edlen Pfefferminz-Likörs zum Frühstück eingeplant wurde. Die sollte uns später allerdings von großem Nutzen sein, da die Raststättentoiletten aufgrund von Geruch nur betretbar sind, während man einen großen Schluck Pfeffi im Mund hat, der den bestialischen Gestank überdeckt.

 

Beim Traffic Jam angekommen erhalten wir erst einmal die obligatorischen Getränkemarken, mit denen die Veranstalter verhindern wollen, dass eine Band das ganze Festival alleine leertrinkt und nicht mehr vernünftig Musik machen kann. Ein Glück, dass es Getränkemarken gibt. Wir sind wirklich froh, dass das ein bisschen reguliert wird. Echt jetzt. Wenn wir uns so umschauen, drängt sich allerdings der Verdacht auf, dass einige Musiker anderer Bands ihre Marken schon restlos eingelöst haben.

Per-Ole kümmert sich wie gewöhnlich um den Merch-Stand, den er im Laufe der Zeit wirklich perfektioniert hat. Das Sortiment umfasst z.B. mittlerweile Hüte, Mützen, Pfeffi, CDs, Shirts, Pullover, Pfeffi, Plektren, Turnbeutel, Pfeffi, Buttons, Aufkleber oder Feuerzeuge. Der Pfeffi ist hauptsächlich dafür da, Per-Oles Eigenbedarf zu stillen und sich bei anderen Merchern beliebt zu machen.

 

Bei einer kurzen Stippvisite auf dem Campingplatz stellen wir schnell fest, dass hier ein gepflegter Bier-Abbelwoi-Mischkonsum herrscht. Die Leute haben auf jeden Fall große Pläne. Schnapsleichen werden zum Beispiel. Wir können grade so entkommen und schaffen es noch rechtzeitig zu unserem Konzert zurück auf die Bühne.

Von dort aus hat man einen super Blick auf den angrenzenden Friedhof mit windschiefen Steinkreuzen – wie aus dem Film. Nachdem kurzzeitig ein Gewitter über dem Gelände wütete, hat die Temperatur bei unserem Auftritt wieder die 40 Grad Grenze erreicht. Wir schwitzen wie die Schweine und das Publikum schwitzt mit. Es gibt Crowdsurfer, Circle Pits und sogar Ruderer. Wir sind rundum zufrieden. Vor allem, weil Bennet das Megaphon im Bus vergessen hat.

 

Der Merchverkauf läuft heute eher zäh. Später erfahren wir, dass unsere Sachen nicht hässlich sind, sondern die Leute ihr gesamtes Vermögen schon am Vortag in Getränke investiert haben. Dann müssen wir ja doch keine T-Shirt-Verbrennung planen.

 

Später am Abend dann unser persönliches Festival-Highlight: Crazy Town! Wir kennen natürlich nur einen Song und davon auch nur den Refrain, aber den singen wir natürlich umso lauter mit: „You’re my butterfly, sugar, baby!“ Der Rest des Sets ist auch überraschend gut. Am Ende zieht sich der Bassist aus und wir überlegen, ob wir das Showelement übernehmen sollten. Dann noch ZSK und ab nach Hause!

 

 

Das ist allerdings leichter gesagt als getan bei einem über 500 Kilometer langen Heimweg mit Zwischenstopp in Hannover. Die Fahrt verläuft eigentlich ohne jegliche Ereignisse. Alle sind fertig und betrunken, aber niemand kann so richtig schlafen. Es ist unbequem, in unserem Monsterbus zu nächtigen. So schlagen wir irgendwie die fünf Stunden tot. Eigentlich wären es nur vier Stunden gewesen, aber zwischenzeitlich beschließt das Navi, uns mal so richtig in die Irre zu führen, sodass wir ewig lange in die falsche Richtung fahren, ohne abbiegen zu können, weil Baustelle. Ärgerlich popärgerlich…