Die Jugend geht endlich mal wieder auf die Straße! Es Ist das Zeitalter von Pokémon Go angebrochen. Natürlich hat das Phänomen auch vor uns keinen Halt gemacht und so entbrennt in der ersten halben Stunde im Proberaum eine wilde Schlacht um die proberaumeigene Arena. Hier zeichnen sich schon die Prioritäten für die nächsten Tage ab. Erst als das Duell eindeutig entschieden ist, werden Gedanken ans Einpacken und Beladen verschwendet.
Macht aber gar nichts, weil Philip sowieso wieder viel zu spät kommt und wir noch eine halbe Stunde Leerlauf haben. Dann geht es ohne Zwischenstopp los gen Goldenstedt. Finn fährt und alle haben Angst, Finn inklusive. Auf dem Festivalgelände angekommen, stellen wir als erstes fest, dass es eine Arena auf dem Campingplatz gibt – wunderbar! Danach steht die eine große Ziegenfütterung auf der Tagesordnung. Zu essen gibt es heute Gras. Die Ziegen freuen sich wie Bolle und drehen total am Rad. Eigentlich komisch, wenn man bedenkt, dass sie den ganzen Tag auf einer Wiese stehen. Danach fahren wir, ohne von irgendwem angehalten zu werden, direkt bis hinter die Bühne und parken. Secus scheinen auf diesem ehrenwerten Festival nicht besonders groß geschrieben zu werden. Als nächstes machen wir uns auf die Suche nach einem Verantwortlichen, damit wir mit Bändern und Getränkemarken (wichtig!) versorgt werden.
Im Anschluss wird direkt der Merch-Stand bestückt und das restliche Equipment ausgeladen – wir sind ja schon bald dran. Bis dahin werden noch ein paar Getränkemarken ausprobiert. Sie scheinen gut zu funktionieren. Dann gehts direkt auf die Bühne! Der Auftritt verläuft ohne große Unfälle unsererseits, wir müssen nicht einmal Pausen einlegen, um wilde Pokemon zu fangen. Das Publikum bekommt von uns eine glatte 1 fürs Mitmachen! Das ist schön! Als wir durch sind, wird sogar eine Zugabe verlangt, die uns der Stagemanager auch genehmigt. Leider hat der FOH-Mann inzwischen wieder die Pausenmusik an und das Bühnenlicht, sowie die Instrumente ausgemacht und sich einem Bier gewidmet. Wir können ihn also leider nicht mehr auf uns aufmerksam machen. Schadepopade, dann eben keine Zugabe.
Während des Abbaus erfahren wir, dass während unseres Auftrittes in der Türkei geputscht wurde – harter Tobak – Wir punschen lieber weiter. Am Merch-Stand dürfen wir diverse Dinge, wie CDs, Warnwestenkutten und sogar Brüste signieren. Irgendjemand möchte ein Foto mit uns schießen und ist dann plötzlich weg, während Per-Ole noch dessen Handy hat. Es wird nicht lange gefackelt und es wird alles fotografiert, was nicht niet- und nagelfest ist. Motive, die sich nun auf dem Handy befinden KÖNNTEN: Finns Arsch, des Nachbarmerchers Lümmel, andere Dinge… Als die letzte Band durch ist, stellen wir fest, dass wir unser Zelt noch gar nicht aufgebaut haben – das wird natürlich höchste Zeit. Mit Handylampen bewaffnet klappt das sogar erstaunlich gut. Nachdem wir also diese Hürde genommen haben, gehen wir zurück zum letzten Bierwagen, der noch offen hat und stellen dort begeistert fest, dass sich unsere restlichen Getränkemarken leider in der Merchkasse befinden, die schon seit einigen Stunden unterwegs zum Proberaum ist. Schadepopade schon wieder.
Gut, dass die Leute dort mit uns sehr viel Mitleid haben und uns auf diverse Schnäpse einladen. Finn muss fast kotzen. Als der Bierwagen schließt, verschlägt es uns in Begleitung des Merch-Pfeffis auf den Campingplatz. Allerdings nicht, ohne auf dem Weg nochmal kurz Sightseeing beim Backstagezelt von Ignite zu machen. Dort angekommen, wird natürlich als allererstes die Arena erobert, bevor sich um so niedere Gelüste wie Schnaps gesorgt wird. Aber auch hier müssen wir nicht lange warten und wir werden wieder von allen Seiten durchgefüttert. Finn muss mehrfach fast kotzen. Unterwegs verlieren wir uns alle und telefonieren uns irgendwann am „Licht-Marterpfahl“ wieder zusammen, dann geht es in die Kajüten. Wir haben unser Zelt auf dem Crew-Campingplatz aufgestellt. Das hat den Vorteil, dass wir nicht um 7 Uhr morgens davon geweckt werden, wie irgendjemand gegen unser Zelt pisst, sondern wir bis 11 schlafen können – Weltklasse! Wir bauen unser Zelt flott ab und machen uns auf den Weg Richtung Bremen.
Unterwegs lassen wir den Abend rekapitulieren: Finn hat vermutlich den Weltrekord im Fastkotzen gebrochen, während Hendrik einfach nur gebrochen hat. Wir wollen in Bremen schon mal ein bisschen Plakate für unser Konzert am 12.8. im Mono kleben, deshalb treffen wir uns dort mit einem vertrauenswürdigen Ortskundigen – das denken wir zumindest. Erstmal gehen wir aber frühstücken. Es gibt Riesenportionen Gyros und Burger Beilagen und riesiger Vorspeise. Weil Finn nicht gekotzt hat, schafft er mit Mühe und Not 1/3 seines Burgers. Alle anderen essen auf, können sich dafür aber nicht mehr bewegen. Irgendwann schaffen wir es doch, aufzustehen und uns an die Arbeit zu machen. Als uns unser Stadtführer allerdings nicht mal genau sagen kann, wo die Bremer Stadtmusikanten sind, schwindet unser anfängliches Vertrauen etwas. Egal, wir plakatieren, was das Zeug hält und werden unterwegs nur einmal als „Scheiß Asizecken“ beschimpft. Beim Mono bekommen wir noch ein Fußpils für den weiteren Weg. Das tut gut. Als die Arbeit getan ist, führt uns der Weg zurück zum Festivalgelände, wo noch den sanften Klängen von Massendefekt, Talco und Ignite gelauscht wird. Danach geht es im Mondschein nach Hause.
Foto: Jessica Wollstein Fotografie